Dieser Beitrag wurde am 31. März 2022 veröffentlicht und am 28. Dezember 2023 hinsichtlich den aktuellen Vorgaben der CSRD (Corporate Sustainability Reporting Directive), der EU Richtlinie zur Nachhaltigkeitsberichterstattung, überarbeitet.
Uns erreichen derzeit Fragen von kleineren und mittleren Unternehmen, wie man überhaupt mit dem Klimathema umgehen soll. Auch bei KMUs sind die ersten Schritte vom Start bis zur Strategie und weiter zur Umsetzung der Klimaneutralität möglich. Erfahren Sie, warum dieses Thema ihre Wettbewerbsfähigkeit in Zukunft sichert.
Warum muss sich auch ein KMU Gedanken um Klimaneutralität machen? Die Kosten
Die Energie- und Mobilitätswende waren schon mal im Gespräch, aber solange die Energie aus fossilen Kraftstoffen unfassbar günstig angeboten wurde – weil wir die externen Kosten einfach nicht einpreisen – war wenig Potential für Veränderung gegeben. Das hat sich spätestens seit dem Krieg in der Ukraine geändert. Unternehmen, die sich über diese Punkte bereits Gedanken gemacht haben, können den Veränderungen gelassener entgegensehen. Die Energie aus erneuerbaren Quellen ist unschlagbar günstig. Und wir reden hier nicht nur über die Stromerzeugung. Mittels Sektorkopplung kann die Energie als Heizwärme oder auch für Mobilität verwendet werden. Mit der Reduktion des Energie- und Ressourcenverbrauchs, Effizienzsteigerungen und dem Einsatz erneuerbarer Energie kann man der Klimaneutralität ein wesentliches Stück näher kommen und spart damit auch Kosten.
Welche weiteren Gründe gibt es um klimaneutral zu werden? Die Mitarbeiter:innen und Kund:innen
Auch wenn „weiche“ Faktoren, wie die Zufriedenheit der Mitarbeitenden, schwer zu evaluieren und in Euro auszudrücken sind, ist dieser Hebel nicht zu unterschätzen. Denn beim vorherrschenden Mangel an Fachkräften wird die Positionierung eines Unternehmens und seine Zukunftsfähigkeit zum entscheidenden Kriterium.
Gleiches gilt auf für die Kunden:innen. Die Reputation durch vorausschauendes Handeln ist zwar schwer zu messen, wird sich allerdings mittel- bis langfristig auch im Umsatz bemerkbar machen.
Daneben verändert sich auch der Markt: Egal ob Sie im B2C-Umfeld direkt Kund:innen beliefern oder im B2B-Umfeld mit Unternehmen arbeiten – die Nachfrage nach Produkten und Dienstleistungen, die klimaneutral sind, wird immer mehr. Etwa wenn man als Zulieferunternehmen nach dem PCF (Product Carbon Footprint) gefragt wird oder bei Ausschreibungen Nachhaltigkeitskriterien angesetzt werden. Der Trend zu klimaneutralen Produkten oder Dienstleistungen wird in Zukunft noch stärker werden. Wir weisen beispielsweise seit 2020 den CO2-Ausstoß unserer Dienstreisen auf den Rechnungen an unsere Kunden aus. Sobald unsere CO2-Bilanz noch weiter fortgeschritten ist, planen wir auch CO2-neutrale Dienstleistungen anzubieten.
Unbeliebt, aber nötig: Die gesetzlichen Vorgaben
Nicht nur die Kund:innen oder Auftraggeber:innen verlangen mehr. Wie bereits am Beispiel der nachhaltigen Ausschreibungskriterien sieht man, dass auch die Gesetzgebung verschärft wird.
Die ab dem Jahr 2021 in Deutschland und ab 2022 in Österreich geltende CO2-Bepreisung ist eine solche Verschärfung in punkto Klima. Mit derzeit 30 Euro pro Tonne CO2 sind die Mehrkosten moderat, denn sie entsprechend etwa 0,08 Euro pro Liter Treibstoff bzw. Heizöl. Bei den derzeitigen Mehrkosten für Energie ist die CO2-Bepreisung zu vernachlässigen, diese wird in Zukunft allerdings auch weiter ansteigen. Ich mache hier bereits eine gewagte These: Die Zeit der günstigen Energie ist vorbei. Also wenn das kein Anreiz zur Verbrauchsreduzierung ist …
Gerne vergessen: Transparenz und Bonität
Aber mit der CO2-Besteuerung ist es nicht getan, es geht auch um mehr Transparenz – um bei dem alten Controller-Sprichwort zu bleiben
„what you don’t measure, you can’t manage”
Bisher wurde von der Politik hinsichtlich der Wirtschaft immer auf Freiwilligkeit gesetzt, was aber zu immer höherem Ressourcenverbrauch und Emissionsausstoß geführt hat. Daher ist die EU-Richtlinie CSRD (Corporate Social Reporting Directive) ein wichtiger Schritt. Worum geht es? Derzeit wird auf die EU-Ebene ein neuer Standard für die Nachhaltigkeitsberichtserstattung erarbeitet und den finanziellen Berichtspflichten im Jahresbericht gleichgestellt. Es gab schon eine solche Regelung, aber mit dem Geschäftsjahr 2025 (Bericht in 2026 fällig) wird diese auf Firmen ausgeweitet, die zwei der drei folgenden Kriterien erfüllen:
- Bilanzsumme > 25 Mio. Euro
- Nettoumsatzerlöse > 50 Mio. Euro
- Zahl der Beschäftigten > 250
Das betrifft dann ungefähr 50.000 Unternehmen in der EU. Wenn Ihr Unternehmen – so wie unseres – diese Kriterien nicht erfüllt, so hat diese neue Vorgabe dennoch Auswirkungen. Beispielsweise werden große Unternehmen bei ihren Zuliefern nachfragen. Zudem gibt bereits eine ähnliche Richtlinie für Finanzinstitutionen. Banken und Versicherungen müssen auch nachfragen, wie ihre Kunden mit dem Thema Nachhaltigkeit und Klimaaspekten umgehen. Wenn Sie als Unternehmen in drei Jahren dazu nicht aussagekräftig sind, werden finanzielle Auswirkungen auch bei KMUs spürbar, indem etwa die Kosten für Fremdkapital oder Versicherungsprämien höher werden. Unternehmen, die dann nachvollziehbar ihren Weg zur Klimaneutralität aufzeigen und weitere Nachhaltigkeitsaspekte darlegen können, werden bessere Ratings bekommen und von günstigeren Kreditkonditionen oder Versicherungsprämien profitieren.
Exkurs: Nachhaltigkeit – was ist das überhaupt?
Der Begriff Nachhaltigkeit ist gummiartig, aber wenn man die Kernelemente ernst nimmt, ergeben sich für Unternehmen große Chancen. Die Kernelemente sind:
- Umwelt- und sozialverträgliches Wirtschaften
- Nur soviele Ressourcen zu verbrauchen, die auch nachwachsen können
- Die Rücksicht auf zukünftige Generationen
- Langfristiges Denken zB. bei Investitionen
Oder anders gesagt: Suffizienz, Effizienz und Konsistenz.
Ich finden den englischen Begriff „Corporate Social Responsibility“ (CSR) griffiger. Dabei geht es um soziale Belange, ökologische Aspekte und die Berücksichtigung der Interessensgruppen (Stakeholder) und wie das ganze im Unternehmen organisatorisch verankert werden kann.
In der Finanzwelt hat sich im Zusammenhang mit nachhaltigen Finanzanlagen die Abkürzung „ESG“ eingebürgert. Diese steht für Environmental (Umwelt), Social (Sozial) und Governmental (die Absicherung der Maßnahmen im Unternehmen).
Erfolgreich und wettbewerbsfähig
Sie sehen, die Gedanken über den Ressourcen- und Energieverbrauch und damit auch über die Emissionen, spielen in alle Aspekte der Unternehmensführung rein. Egal, ob auf der Kostenebene, bei den Mitarbeitenden, den Kund:innen und der Marktentwicklung – somit auch auf der Umsatzseite – die Veränderungen sind da und werden immer mehr. Aus all diesen Gründen sind wir von Buchinger|Kuduz überzeugt:
„Klimaneutralität sichert Wettbewerbsfähigkeit.“
Keine Sorge, die Veränderung ist nicht schlimm. Wir haben in unserem Unternehmen bereits 2016 begonnen verschiedene Bereiche zu verändern (Mobilitätswende, Wärmekonzept, nachhaltige Bausubstanz, Einsatz von erneuerbaren Energien, etc.), daher machen uns die derzeitigen Preissteigerungen nichts aus und wird werden bis auf weiteres die Preise für unsere Leistungen nicht erhöhen müssen. Die getätigten Investitionen haben sich teilweise schon gerechnet bzw. werden sich in absehbarer Zeit rechnen. Durch die gewonnene Flexibilität sehen wir rapiden Marktänderungen, wie derzeitig im Energiesektor, gelassen entgegen. Und falls Sie sich jetzt fragen, wie es bei uns aussieht? Wir sind auch noch nicht klimaneutral, arbeiten aber daran.
Mit unserem Kompetenz in der Prozessentwicklung und Klima-Transformation unterstützen wir auch andere bei Ihrer Veränderung. Anregungen, was alles möglich ist, finden Sie im Leistungsbereich Klima-Transformation.
Aber wie geht man genau vor und was braucht es als erstes um klimaneutral zu werden? Das erfahren Sie im nächsten Blogbeitrag Ende April 2022.
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Herzliche Grüße
Marlene Buchinger
Veränderung. Denken. Können
#RestartThinking