Dieses Mal habe ich ein paar Neuigkeiten und Lesetipps für Sie über die derzeitigen Veränderungen im Automobilmarkt.
Die letzten Tage waren nicht besonders rosig für den Volkswagen Konzern. Wie Spiegel.de berichtet, wurden in den USA etwa 500.000 Fahrzeuge nicht korrekt zugelassen. Es handelt sich um circa 20 Prozent aller VW-Benziner, die von 2009 bis 2017 in den USA verkauft wurden. Diesmal soll es sich um keine Täuschung sondern um einen schlichter Fehler handeln, denn neue Software muss bei allen US-Modellen angemeldet werden. Im Fall der betroffenen Fahrzeuge wurde die Software einfach von europäischen Modellen übernommen, ohne die entsprechende Meldung in den USA zu machen. Derzeit wird geprüft, ob eine nachträgliche Meldung möglich ist. Ob sich die amerikanischen Behörden auf so einen Deal einlassen, ist allerdings zu bezweifeln.(1)
Und es gab sogar eine Gewinnwarnung aufgrund des Dieselrückrufs. Der VW-Konzern teilte mit, dass die Rückkäufe und Nachrüstungen für Dieselfahrzeuge in den USA „erheblich langwieriger und technisch anspruchsvoller“ seien, als gedacht. Mittlerweile belaufen sich die von Volkswagen ausgehandelten Entschädigungen und Strafzahlungen in den USA auf mehr als 22 Milliarden Dollar (knapp 19 Milliarden Euro).(2)
Mit dieser Summe hätte man tatsächlich in die Entwicklung neuer Technologien investieren können. Oder man könnte in 190 Stück Airbus A321(3) bezahlen oder man kauft dafür 688.576 Stück des neuen Nissan Leaf 2. Bisher ist der Leaf 1 mit etwa 220.000 verkauften Einheiten, das meistverkaufte Elektroauto der Welt.(4)
Apropos Autoverkäufe
Der europäische Automobilherstellerverband ACEA teilte mit, dass im ersten Halbjahr 2017 erstmals seit 2009 wieder mehr Benzin- als Dieselfahrzeuge verkauft wurden. Der Anteil neu zugelassenen Benziner betrug 48,5 %, während der Dieselanteil bei 46,3 % lag. Wer rechnen kann, merkt schnell, dass der Anteil alternativer Antriebe sich somit auf 5,2 % beläuft. Oder in absoluten Zahlen ausgedrückt, stieg die Zahl der Neuzulassungen von alternativen Antrieben im ersten Halbjahr 2017 auf 393.000 (ersten Halbjahr 2016: 289.700). (5)
Bevor jetzt allzu viel Euphorie bei den Freunden der Elektromobilität aufkommt, muss gesagt werden, dass die reinen Elektrofahrzeuge auf 1,3 % kamen. 2,6 % fielen auf hybride Antriebe und 1,3 % der neuen Fahrzeuge waren Gas betrieben. (5)
Veränderungen in China
Zum Abschluss möchte ich Ihnen noch einen interessanten Artikel von Karsten Crede auf LinkedIn präsentieren:(6)
Dabei geht es um die Pläne der chinesischen Regierung, genauer gesagt um deren Fünfjahresplan in Sachen Elektromobilität. Die Regierung hat erkannt, dass die Luftverschmutzung und damit einhergehende Gesundheitsgefährdung ernstzunehmende Probleme sind und schlägt mit dem Elektroauto gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe:
- Niedrigere Markteintrittsbarrieren erlauben chinesischen Herstellen den raschen Markteintritt,
- die konsequente Nutzung des bereits vorhandenen Innovationsvorsprungs wird voran getrieben,
- Denken in Kundennutzen (auch wenn dabei der Umgang mit Daten sicherlich bedenklich ist),
- lokale Wertschöpfung und
- schließlich reduziert man die Luftverschmutzung, da der Plan auch gleich die Energiewende mitberücksichtigt.
Was ich an dem Artikel von Herrn Crede spannend finde, ist der Fokus auf den Kundennutzen. Er gibt einen Ausblick, wie die Mobilität der Zukunft aussehen kann und stellt mit dem Roewe E50 ein interessantes Fahrzeug vor, dass die wenigsten Europäer kennen.(7) Die Automarke Roewe gehört zur Shanghai Automotive Industry Corporation (SAIC), dem größten chinesischen Hersteller von Autos, Motorrädern und Autoteilen. SIAC ist bereits Kooperationspartner von General Motors und Volkswagen in China und übernahm Ende 2004 48,9 % des südkoreanischen Automobilherstellers SsangYong Motor Company.(8)
Neben BYD machen auch SAIC und weitere chinesische Hersteller den deutschen Herstellern zunehmend Konkurrenz. Wenn man bedenkt, dass die deutschen Hersteller bis zu 40 % ihrer Gewinne am chinesischen Markt erzielen, sind die hier aufgezeigten Veränderungen so interessant.
Ich freue mich wie immer auf Ihre Fragen und Kommentare!
Beste Grüße,
Ihre Marlene Buchinger
Quellen und weiterführende Links:
- Spiegel.de über Benzin Rückruf in USA
- Stern Bericht über Volkswagen Gewinnwarnung und Kosten des Dieselskandals
- Wikipedia Artikel über Airbus A320
- Wikipedia Artikel über Nissan Leaf
- ACEA Bericht über europäische Autoanmeldungen
- LinkedIn Artikel von Karsten Crede
- Wikipedia Artikel über Roewe
- Wikipedia Artikel über SAIC