Wie in unserem #RestartThinking-Artikel „Auf zu neuen Wegen – Ideen zur Veränderung“ versprochen, möchte ich Ihnen gerne die Unterschiede zwischen unserem Tesla S und dem neuen Tesla 3 erläutern.
Der Tesla S wurde im März 2016 zugelassen und wir waren damit unter den ersten 1000 Fahrzeugen in Österreich. Die Verarbeitung des Fahrzeuges hatte noch Luft nach oben. Wir haben feststellen können, dass neuere Generationen des Model S in der Verarbeitungsqualität deutliche Verbesserungen aufweisen. Die Technik rund um den Autopilot wurde mit der Zeit durch das Lernen in der Schwarmintelligenz der weltweiten Modellflotte – beziehungsweise mit jedem Update – besser. Fuhr das Fahrzeug anfänglich im Autopilot-Modus wie leicht angetrunken, wurde die Steuerung mit der Zeit immer besser. Kleinere Kinderkrankheiten, wie der Fehler beim MCU-Chip, traten auf, wurden aber immer rasch und kundenorientiert behoben. Alles in allem, waren wir sehr zufrieden. Dennoch wurde es, aus den bereits besprochenen Gründen, Zeit für einen Wechsel – auf ein kleineres Fahrzeug.
Wie ist es uns in zwei Monaten mit dem Tesla 3 ergangen?
Das Fahrzeug ist wunderschön gelungen. Die etwas kleinere Größe (10 cm schmäler, 38 cm kürzer) ist im Alltag, etwa in Parkgaragen, viel wert. Anders als mit dem Tesla S, sind wir mit diesem Fahrzeug noch nicht allzu viel gefahren, da einerseits die beruflichen Termine mit der Bahn durchgeführt werden und andererseits durch die Corona-Ausgangsbeschränkungen private Termine nicht im Kalender stehen. Doch nach über 1000 Kilometern sind uns folgende Veränderungen aufgefallen:
Tesla 3 – ein Auto mit Zukunft
- Wie kommt man überhaupt ins Auto? Die erste Möglichkeit ist eine der beiden Keycards. Zum Öffnen wird die Karte an den Sensor an der B-Säule gehalten. Damit das Fahrzeug gestartet werden kann, muss man die Karte anschließend in die Mittelkonsole legen und den Pin-Code eingegeben. Damit reagierte Tesla schon vor mehreren Jahren auf den Diebstahl eines Funksenders – ohne Pin startet das Fahrzeug jetzt einfach nicht. Die zweite Variante in das Fahrzeug zu kommen, ist das eigene Mobiltelefon. Wenn die Tesla-App am Handy gestartet und die Bluetooth-Funktion aktiviert ist, erkennt das Fahrzeug das Mobiltelefon und kann geöffnet werden. Auch hier braucht man den Pin-Code um zu starten. Sollte das Telefon gestohlen werden, kann das Fahrzeug ohne den Pin nicht bewegt werden.
- In Punkto Kundenorientierung ist Tesla vorne dabei – egal ob Handy oder Keycard, das Fahrzeug ruft sofort die zugehörige Fahrzeugeinstellung auf. Oder anders gesagt, das Fahrzeug unterscheidet, ob ich oder mein Mann am Steuer sitzen, dann stellen sich Sitz, Lenkrad sowie weitere Funktion wie z.B. Assistenzsysteme entsprechend ein. Aber nicht nur das, auch die Fahrwerkseinstellungen werden personenbezogen zugeordnet.
- Was fällt im Fahrzeug auf? Das Cockpit wirkt sehr aufgeräumt. Wenn man sich das Lenkrad wegdenkt, wird die Vision des autonomen Fahrens sichtbar: Eine rollende Unterhaltungskonsole für vier bis fünf Personen.
- Anstelle der beiden Bildschirme, in der Mitte und über dem Lenkrad beim Tesla S, gibt es beim Tesla 3 nur noch einen mittleren Bildschirm. Daran hat man sich schnell gewöhnt, ein Headup-Display ist nicht nötig.
- Die Haptik im Innenraum ist sehr gut gelungen und wirkt edel. Das merkt man z.B. an der Alcantara-Türverkleidung.
- Es gibt keine Knöpfe mehr, außer den für die Warnblinkanlage und den SOS Knopf. Der Knopf für das Handschuhfach ist auch verschwunden. Seit einem der letzten Updates kann man das Handschuhfach ebenfalls mit einem Code sichern.
- Ansonsten ist der Platz wunderbar genutzt und der Innenraum ist nicht viel kleiner als beim Tesla S.
- Leider ist der Kofferraumdeckel nur mehr manuell zu öffnen, aber der Hersteller hat damit die Fehleranfälligkeit reduziert. Damit können wir leben.
- Bei der Übernahme musste ich lachen, denn mittlerweile sind Mittelkonsolen Standard. Bei unserem Tesla S musste noch eine eigens hergestellte Konsole nachträglich eingebaut werden, die ihre Macken hatte. Jetzt gibt es das Teil mit verschiedenen Lagerflächen, fein abgestimmt, serienmäßig eingebaut. Dort findet man auch eine Möglichkeit das Mobiltelefon kontaktlos zu laden und USB Anschlüsse.
Elemente, die begeistern
- Die Laufruhe begeistert uns. Bei der Innenraumdämmung hat Tesla viel voran gebracht.
- In der hinteren Sitzreihe ist die Sitzheizung auch mittlerweile Standard.
- Außerdem finden sich auch noch USB-C Anschlüsse in der hinteren Sitzreihe.
- Was ich lustig finde, ist die Einstellung der Lüftung über ein visuelles Display. Je nachdem wohin man den Luftstrom auf dem Display zieht, wird die Lüftung auch tatsächlich so eingestellt.
- Mein persönliches Highlight ist das Dachfenster. Ich fahre zwar gerne selbst, aber das Dachfenster ganz über die hintere Sitzreihe hinweg ist schon beeindruckend und macht den Innenraum noch heller.
- Und es wäre kein Tesla, wenn es nicht lustige Programme gäbe, die keinen wirklichen Sinn haben, aber die Spaß machen. Da haben wir noch nicht alle durchprobiert, aber das Karaoke-Feature ist sehr witzig.
Die inneren Werte
Ein schönes Fahrzeug mit allem möglichen und unmöglichen Schnickschack ist zwar nett, aber für uns kein Kaufgrund. Das Spannende an Tesla ist nach wie vor die Technik. Wie im #RestartThinking-Artikel „Tesla und der Vorsprung auf die deutsche Autoindustrie“ beschrieben, hat das amerikanische Unternehmen derzeit einen Vorsprung von etwa sechs Jahren (konservativ gerechnet) und wird sicherlich nicht auf die Konkurrenz warten.
Bei der Überstellung des Autos von Wien nach Tirol konnte ich noch nicht alle Funktionen testen. Dazu mussten sich erst noch die letzten Updates installieren. Die Autopilot-Unterstützung mit entsprechender Beschleunigung bzw. Abbremsen je nach Tempolimit, der Abstandstempomat, der Spurwechselassistent und die Einparkhilfe waren beim Tesla S schon sehr gut. Aber was einem im Tesla 3 erwartet, hat sogar uns überrascht.
- Der Autopilot kann mittlerweile wesentlich mehr. Das hängt mit den zusätzlichen Kameras und Sensoren zusammen, die in den neuen Modellen verbaut werden. Das Fahrzeug hält bei roten Ampeln selbstständig an und fährt selbstständig wieder los. Keine Sorge, der Fahrer bzw. die Fahrerin müssen nach wie vor auf das Fahrzeug achten und jederzeit eingreifen können.
- Aber das Wahnsinnige ist die Autopilot Betaversion: Wenn man eine Route auswählt und eine weitere Funktion („Navigate on Autopilot“) bestätigt, fährt das Fahrzeug selbstständig auf Bundesstraßen und Autobahnen zum gewünschten Ziel. In der Betaversion sind niederrangige Straßen noch nicht möglich. Als das Auto bei der ersten Testfahrt auf dem Weg nach Innsbruck an der Ausfahrt Innsbruck West passgenau den Blinker gesetzt und von der Autobahn abgefahren ist, ist mir kurzzeitig das Herz in die Hose gerutscht.
- Das Fahrzeug zeigt auf der Autobahn auch an, wenn es überholen oder wieder zurück auf die rechte Spur wechseln würde, das muss vom Fahrenden kurz bestätigt werden, dann läuft alles automatisch ab. Wir sind echt beeindruckt von dem Fortschritt und sind gespannt, was mit den nächsten Updates noch möglich sein wird. Der Vorteil an so einem Fahrzeug ist, dass die Hardware zwar gleich bleibt, aber man mit jedem Update quasi ein neueres Fahrzeug erhält.
- Eine weitere Neuigkeit ist die Dashcam, die Videos von Front-, Rück- und zwei Seitenkameras aufzeichnet. Dazu komme ich im nächsten Punkt nochmals genauer.
- Zusätzlich wurde der Sentry Mode geschaffen, eine Sicherheitstechnik, die aktiviert werden kann, wenn das Fahrzeug geparkt ist. Dazu auch gleich noch mehr.
Tesla und der Datenschutz
Wie Sie von uns wissen, sind uns die Themen Datenschutz und Datensicherheit sehr wichtig. Daher haben wir die Datenschutzbestimmungen von Tesla ausgiebig diskutiert. Hier sind unsere momentanen Erkenntnisse, die wir aber weiter evaluieren werden.
Ja, das Fahrzeug sendet und empfängt Daten. Das machen andere Fahrzeug auch. Tesla ist beim Thema autonomes Fahren so weit, da sie die Daten sehr gezielt sammeln und auswerten. Also handelt es sich um Fluch und Segen zur gleichen Zeit. In den Datenschutzbestimmungen im Fahrzeug kann man zwei Varianten einstellen:
- Den regelmäßigen Empfang von Verkehrsinformationen oder
- die verbesserte Variante, bei der alle 72 Stunden bestimmte Informationen nach Fremont gesendet werden.
Der ersten Variante sollte man zustimmen, denn sonst bleibt das Fahrzeug dumm und hat z.B. keine Navigationsdaten. Dem zweiten Angebot haben wir wiedersprochen, denn das sind zuviel Informationen, die übertragen werden und es widerspricht unserem Grundsatz „so viel wie nötig, so wenig wie möglich“.
Die Dashcam hat verschiedene Einstellungsmöglichkeiten, die von der automatischen Aufzeichnungen sobald sich das Fahrzeug bewegt, bis zur gezielten Aktivierung in Gefahrensituationen, reicht. Wir haben uns für die letzte Variante entschieden, denn das permanente Aufzeichnen ist nach derzeitiger Rechtslage verboten.
Im Sentry Mode überwachen Kameras den Bereich rund um das Auto, sobald sich jemand auf etwa einen Meter dem Fahrzeug nähert. Da dieses Thema datenschutzrechtlich noch nicht geklärt ist, verzichten wir bis auf weiteres auf diese Funktion.
Sie sehen, das Thema ist komplex und derzeit tut sich viel. Wir werden daher dranbleiben und Ihnen berichten, sobald es Neuigkeiten gibt.
Das war unser erster Eindruck vom neuen Tesla Model 3. Wir können klar feststellen, dass der wesentliche Unterschied zwischen unserem vorherigen Model S und dem neuen Model 3 in der KI-basierten Dateninfrastruktur steckt. Diese ist zu weit mehr in der Lage als wir aktuell sehen, weil auch gesetzliche Rahmenbedingungen noch ungeklärt sind. Hier sind wir gespannt, was in der Zukunft möglich sein wird.
Haben Sie noch Fragen oder Anregungen? Dann freuen wir uns über Ihre Nachricht.
Herzliche Grüße
Marlene Buchinger