Der Sommerurlaub steht vor der Tür, doch kann man diesen ohne Auto (und ohne Flugzeug) absolvieren? Die Sommersaison ist hier in Tirol bereits in vollem Gang und ich muss gerade schmunzeln als mir eine Broschüre der Tirol Werbung über die „autofreie und klimafreundliche Anreise“ in die Hände fiel. Der Titel lautet
Autofreie & klimafreundliche Anreise – so kann’s gelingen.
Tirol Werbung GmbH
In der Broschüre für Vermieter und Hoteliers wird darauf hingewiesen, dass es ein „verändertes Mobilitätsverhalten der Gäste“ gibt und FridaysForFuture, Greta Thunberg, „Flugscham“ und ein höheres CO2-Bewusstsein ein Umdenken in der westlichen Gesellschaft veranlasst haben.
Wenn ich mir den Verkehr hier im Gebiet um Mittenwald und Seefeld selbst während der Woche in der Sommersaison ansehe, bin ich mir nicht sicher, ob diese Erkenntnisse wirklich angekommen sind. Die Broschüre ist dennoch bemerkenswert, denn sie bricht mit dem bisherigen Paradigma „Land = Auto“.
In weiterer Folge musste ich etwas schmunzeln, denn die Vorteile für die Vermieter wurden wie folgt aufgezählt:
- „Sie sparen Parkplätze ein
- Sie erschließen eine stark wachsende, junge neue Zielgruppe: Gäste ohne Auto!
- Sie haben einen Imagevorteil, denn die Gäste schätzen nachhaltige Anreiseinformationen
- aus Klimagründen
- Sie haben entspannte Gäste die staufrei angereist und zufrieden sind
- Sie profitieren davon, dass Gäste ohne Auto i.d.R. die Wertschöpfung vor Ort erhöhen,
- sprich: höhere Ausgaben haben“
Anders gesagt: Ist der Wirt zufrieden, muss es der Gast auch sein. Entschuldigung, einen kleinen Seitenhieb auf den Tourismus darf man sich in Tirol erlauben.
Voraussetzungen für eine Verhaltensänderung
Anschließend wurde auch betrachtet, welche Voraussetzungen gegeben sein müssen, damit die Kunden das Angebot überhaupt in Anspruch nehmen:
- „Attraktive Anreise-Möglichkeiten per Bahn: schnell, einfach, günstig – und klimafreundlich
- Gute Informationen zur „letzten Meile“, also dem Weg vom Bahnhof zum Vermieter
- Gute Informationen zur Mobilität vor Ort“
Echt? Ja, anscheinend muss man diese Punkte genau erläutern. Auf mehreren Seiten wird angeführt, wie das geschehen kann. Etwa kann man den Gästen schöne Spazierwege ins Dorf beschreiben, damit sie vor Ort nicht das Auto verwenden müssen und zu Fuß gehen können. Wenn man dann noch sicherstellt, dass die MitarbeiterInnen auch zu Fuß gehen und diese Wege kennen, hat man gewonnen. Total überraschend, war auch der Punkt, dass die Fahrpläne der öffentlichen Verkehrsmittel im Hotel ausliegen müssen. Stimmt, das könnte helfen!
Sommerurlaub ohne Auto in der Praxis
Der letzte Punkt der Broschüre ist dem Thema gewidmet, wie man die Gäste für eine Anreise mit der Bahn belohnen kann.
Diesbezüglich darf ich nicht von uns ausgehen. Für uns sind Bahnreisen völlig normal, bequem und entspannt. Für viele ist eine Bahnfahrt das totale Abenteuer und wenn noch alles in eine Tasche soll, dann wird doch lieber das Auto verwendet und der Stau bei der Anreise in Kauf genommen. Daher können Vorschläge, wie etwa ein kostenloser Shuttleservice zum Bahnhof oder das kostenlose Angebot von E-Bikes für diese Gäste, tatsächlich helfen, mehr Leute zum Umdenken zu bewegen.
Auch wenn ich wahrscheinlich etwas süffisant klinge, finde ich diese Initiative gut und wichtig.
Der Weg in den klimafreundlichen Urlaub ist noch weit, aber jede Reise beginnt mit dem ersten Schritt.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen einen schönen Sommerurlaub!
Mit besten Grüßen
Ihre Marlene Buchinger