Dieses Mal möchte ich Ihnen ein spannendes Projekt zum Thema neue Mobilität vorstellen. Wir haben in unserem Blog schon öfters postuliert, dass die Individualmobilität kein Konzept der Zukunft sein wird. Dazu stehen wir nach wie vor.
Man muss aber – besonders in ländlichen Gebieten – davon ausgehen, dass der Autobesitz in den nächsten Jahren noch ein gängiges Modell bleiben wird. Daher stellt sich die Frage, wie kann man Individualmobilität besser gestalten? Wie können Mitfahrzentralen im ländlichen Raum aussehen?
Es gibt bereits diverse Onlineplattformen für Fahrer und Mitfahrer, die aber hauptsächlich auf längere Strecken und zwischen größeren Städten ausgelegt sind. Mehr dazu finden Sie im Anschluss an diesen Beitrag.
Neue Mobilität
Doch wie sieht es mit kurzen Strecken aus? Da wird es schon schwieriger. Deshalb möchte ich Ihnen heute das Projekt der MobilitäterInnen vorstellen.
Es handelt sich dabei um eine Initiative von TirolerInnen, unter der Leitung der Künstlerin Carmen Brucic. Sie haben sich zusammen getan um in ihrer Umgebung etwas zu verändern. Die Gruppe ist von der ländlichen Tradition NachbarInnen mitzunehmen oder bei jemandem mitzufahren ausgegangen.
Einerseits gibt es viele Dorfbewohnerinnen und Dorfbewohner, die täglich mit ihren Autos zum Einkaufen, in die Arbeit, zu Freunden oder zum Sport fahren. Andererseits gibt es auch Ältere oder junge Menschen, Geflüchtete oder Menschen mit niedrigem Einkommen, die im ländlichen Raum leben und oft keine Autos haben. Außerdem fährt der öffentliche Verkehr vielerorts nur sehr selten. An all das knüpfen die MobilitäterInnen an.
Weitere Informationen über den Sinn und Zweck der Initiative:
Es kostet kaum Zeit und kein Geld, auf diesen Strecken jemand anderen mitzunehmen. Viele Menschen möchten gerne helfen, wissen aber nicht genau wie. Bei diesem Projekt ist es einfach: Man macht seine Autotür auf und nimmt jemanden für eine kurze Zeitspanne ein Stück des Weges mit.
Durch das Netzwerk der MobilitäterInnen gewinnen beide Seiten:
• Gemeinsam anpacken und konkrete Veränderung schaffen
• Offenheit gegenüber „Fremden“
• Neue Bekanntschaften und Freundschaften
• Gemeinsamkeiten und Potentiale entdecken
• Mehr Mobilität für Geflüchtete, PensionistInnen, MitbürgerInnen ohne Führerschein oder PKW
• Weniger Isolation
• Begegnung und interkultureller Austausch
• Umweltschutz und bessere Nutzung von Ressourcen durch Fahrgemeinschaften
• Vorbild für andere Dörfer
• Helfen und nicht nur darüber reden
Die Initiative ist im Jahr 2017 in zwei Gemeinden gestartet. Das Herzstück sind die orangen Mitfahrbänke, die in den Partnergemeinden (Oberperfuss und Reith bei Seefeld) und in Innsbruck (Olympiastraße) an zentralen Stellen stehen. Jede und jeder, der in die Stadt und zurück muss, kann die Bank nutzen und signalisiert, dass sie oder er mitfahren möchte.
Außerdem gibt es „mobile“ Haltestellen, denn manche Fahrgäste tragen orange Regenschirme oder orange Stoffbeutel als Erkennungszeichen. So sehen die FahrerInnen auf einen Blick, wenn jemand mitgenommen werden möchte.
Wir finden diese Initiative super!
Und nicht nur wir. Die MobilitäterInnen wurden auch bereits mehrfach ausgezeichnet. Derzeit wird das Netzwerk in Tirol ausgeweitet und wir hoffen, dass die Initiative schnell vorankommt
Was halten Sie davon? Fahren Sie bereits in Fahrgemeinschaften oder könnten Sie sich eine Mitfahrbank in Ihrem Ort vorstellen? Ich freue mich auf Ihre Kommentare!
Beste Grüße,
Ihre Marlene Buchinger
Weiterführende Links:
Vergleich von Mitfahrplattformen in Deutschland
Mitfahr-Plattformen aus Österreich (die Reihung ist zufällig):
- Karzoo – Link ist nicht mehr verfügbar
- Mitfahrangebot – Link ist nicht mehr aktuell
- Steirische Pendler Initiative
- Foahstmit
- Pendlerclub Burgenland – Link ist nicht mehr aktuell
- Fahrgemeinsam – Link ist nicht mehr aktuell