Liebe Leserinnen und Leser, hoffentlich sind Sie sind gut in den Herbst gestartet und konnten die Sommertage genießen. Für uns war der Monat September sehr turbulent, daher fasse ich in diesem Blogbeitrag die wichtigsten Ereignisse für Sie zusammen. Außerdem denke ich über eigene Ideen zur Veränderung nach.
Eine Million elektrische Kilometer
Gleich zu Beginn des Monats waren wir bei Terminen in Wien. Auf dem Weg dorthin machten mein Mann und ich am Tesla-Supercharger in St. Pölten folgende Entdeckung:
Das ist das Fahrzeug von Freiherr Hansjörg Eberhard von Gemmingen-Hornberg. Seineszeichens handelt es sich um den Weltranglisten Ersten in der Tesla Hall of Fame und den bisher einzigen Fahrer weltweit, der mehr als eine Million elektrische Kilometer gefahren ist.
5 Jahre Abgasskandal
Im September jährte sich mal wieder der Dieselskandal, denn im Jahr 2015 flog der Betrug bei VW auf. Weitere Hersteller waren und sind betroffen, die Aufruhr war groß. Was geschah danach? Hören Sie in der Analyse von Ökonomie-Physiker Mario Buchinger und erfahren Sie, was sich seit damals alles getan bzw. nicht getan hat (77. Folge des #RestartThinking Podcasts).
Tesla Battery Day
Am 23. September fand der lang ersehnte und heuer bereits oft verschobene „Battery Day“ von Tesla statt. An diesem Termin stellt Tesla Gründer Elon Musk die wichtigsten Neuerungen zur Batterietechnik und weitere spannende Neuigkeiten vor.
Eine wesentliche Innovation liegt im Design der neuen Batterie – Tesla intern Keksdose (biscuit tin) genannt. Durch das neue Design wird die Abnahme der Spannung wesentlich verbessert, zudem wurde die Einhausung der Zelle optimiert. Das ermöglicht einen fünffachen Energiegehalt und 16 % mehr Reichweite, bei gleichzeitig um 50 % reduzierte Produktionskosten.
Ein weiteres Highlight war die Ankündigung des Tesla Model S Plaid. Für alle, denen die Performance Version von Tesla mit Ludicrous Update nicht schon wahnsinnig genug ist, soll es eine noch schnellere Rennversion geben. Wer’s braucht…
Außerdem verlautbarte Musk, dass angeblich schon mehr als eine halbe Million Tesla Cybertrucks vorbestellt wurden. Richtig, dabei handelt es sich um diese futuristisch aussehende Truckversion, bei deren Präsentation die Scheiben beschädigt wurden.
Ich fand wiederum sehr spannend, dass man sich bei Tesla zum Thema Autopilot weiter Gedanken gemacht hat und demnächst mit einer Beta-Version ins Rennen geht, die anstelle von 2D- gleich 3D-Aufnahmen nutzt und daher noch besser auf die Umgebung reagieren kann.
Abschließend wurde noch für die kommenden Jahre ein kostengünstigeres Tesla-Modell für 25.000 Dollar angekündigt. Musk ist leider noch immer die 35.000 Dollar Version des Model 3 schuldig. Aber wie man weiß, dauern manche Ankündigungen bei Tesla länger, aber geliefert wurde noch immer.
Veränderung – die Autowelt dreht sich
Nur einen Tag später präsentierte VW den ID.4, seinen Elektro-SUV, der den Wolfsburger Konzern an die Elektro-Spitze führen soll. Naja, wirklich neu ist an dem Konzept nichts. VW erhofft sich viel von der ID-Serie, denn die Elektroautos soll die Flottenwerte senken. Und SUVs gelten bei den Wolfsburgern als das Wachstumssegment. Doch wie lange noch?
Die Idee konventionelle Antriebe durch E-Mobilität zu ersetzen ist nett, aber definitiv nicht der Weisheit letzter Schluss. Ich habe Ende September an einem spannenden Webinar teilgenommen, bei dem die Verkehrstrends in Indien und Asien diskutiert und die größten Veränderungen erläutert wurden. Eines wird dabei immer deutlicher, Besitz ist nicht zielführend und große Fahrzeuge sind definitiv nicht sinnvoll. Es wurden spannende Unternehmen und Ideen vorgestellt und ich bin mir sicher, dass sich einiges davon durchsetzen wird.
Ideen aus Fernost
Länder, wie China oder Indien, haben bereits verstanden, dass die Individualmobilität mittels eigener Fahrzeuge eine Sackgasse ist. Sie denken das System komplett anders und investieren massiv in den öffentlichen Verkehr. Denn es kann nur im Interesse eines jeden Staates sein, Mobilität und die dafür notwendige Infrastruktur für viele Bürger zu bieten. Damit werden erstens Arbeitsplätze geschaffen und zweitens die Weichen für die Zukunft gestellt. In Deutschland wird beispielsweise 20 mal soviel Geld in die Forschung von Fahrzeugen als in Ideen für den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) gesteckt. Damit werden die Steuergelder – also Ihr und mein Geld – für die Innovation privater Konzerne verwendet, anstatt in die Zukunft von uns allen zu investieren.
Ein weiterer spannender Punkt waren die Einstiegshürden für neue Mobilitätssysteme. Während man in Deutschland zwar das Bahnticket bei der DB buchen kann, muss man die Straßenbahn oder den Bus bei einem anderen Anbieten buchen. Die Komplexität von solchen Systemen erschwert den Umstieg und damit die Veränderung. Der Erfolgsfaktor für den Umstieg liegt in der Einfachkeit – bei der Buchung und beim Bezahlen. Daher haben sich in Asien und Indien viele Anbieter mit diesem Problem beschäftigt und bieten kundenorientierte Lösungen an, die dem Fahrgast eine Reise von A nach B – egal mit welchem Fahrzeug – einfach buchen und bezahlen lassen.
Außerdem wurden in dem Webinar spannende Anwendungen für die „Last Mile“, also den letzten Weg zum Ziel, aufgezeigt. Oft scheitert der Umstieg auf öffentliche Verkehrsmittel, wenn man vom Bahnhof nicht mehr zum gewünschten Ort (bei uns sind es oft die Standorte der Kunden oder zu bestimmten Hotels) weiterkommt. Wenn ein gut ausgebautes öffentliches Verkehrsnetz mit intelligenten Lösungen für die „Last Mile“ kombiniert werden, dann verliert das Auto in jedem Fall.
Das Bahnexperiment
Wir probieren das System „Bahn auf der Langstrecke in Kombination mit ÖPNV“ seit mehr als einem Jahr erfolgreich. Dadurch hat sich die jährliche Fahrstrecke unseres Elektroautos auf 15.000 Kilometer reduziert, obwohl es unser einziges Fahrzeug für private und berufliche Zwecke ist.
Rational betrachtet, ist ein Tesla S dafür definitiv zu groß. Diese Betrachtung und eine Fahrt nach Wien mit mehreren Staus war für uns ausschlaggebend folgende Überlegungen anzustellen:
- Wie viel nutzen wir das Fahrzeug tatsächlich?
- Ist ein so großes Fahrzeug bei unserem aktuellen Fahrprofil noch notwendig bzw. sinnvoll?
Die Antworten waren wenig überraschend:
- Nicht viel. Zu Beginn waren es noch 45.000 km pro Jahr, doch durch den Umstieg auf die Bahn ist das Fahrprofil völlig anders und wir kommen auf maximal 15.000 km.
- Nein, siehe Punkt 1.
Eigene Veränderung
Aus der spontanen Idee unseren Tesla S auf einem Privatportal zu inserieren wurde plötzlich Ernst: Einmal eingestellt, musste ich nach einem halben Tag das Inserat wieder löschen, denn mein Telefon stand nicht mehr still. Es gab zwar ein paar unseriöse Anrufe, aber grundsätzlich war das Interesse am Fahrzeug groß und ernst gemeint. Nach ein paar Tagen fand das Treffen mit dem potentiellen Käufer statt, der Papierkram wurde erledigt und nicht einmal 10 Tage später war der Tesla S Geschichte. Ich bin schon etwas traurig, denn wir haben unsere elektrische Reise 2016 begonnen und sind über 136.000 km gefahren, E-Vielfahrer sozusagen.
Weitere Ziele
Doch das ist noch nicht das Ende der Geschichte. Was ist der nächste Schritt auf unserer Reise der Veränderung: Ein kleineres Fahrzeug, denn ohne kommt man am Land derzeit leider nicht aus. Da uns der Tesla 3 gut gefällt, war die Bestellung nur ein paar Klicks entfernt. Bei Tesla ist bekannt, dass zu Quartalsende besonders viele Fahrzeuge ausgeliefert werden. Da die Konfigurationsmöglichkeiten der Modelle recht simpel sind – was ich sehr sympathisch finde – werden immer einige Fahrzeuge auf Reserve produziert. Wir haben am 24. September bestellt, am 25. kam der Anruf, dass ein passendes Fahrzeug verfügbar ist und gerade (30. September) sitze ich im Zug nach Wien um unseren Tesla 3 in Empfang zu nehmen. Mehr dazu erfahren Sie im nächsten Blog.
Wir haben uns aber zusätzlich überlegt, wie die Veränderung unseres Mobilitätsverhalten in Zukunft aussehen kann:
- Dieses Fahrzeug soll unser letztes eigenes sein. Der Tesla 3 ist derzeit das Beste, was die Technik derzeit bietet und wir sind gespannt auf die Verbesserungen zu unserem Model S. Doch langfristig werden sich gemeinsam genutzte Verkehrsmittel durchsetzen, auch wenn es, wie bei uns am Land noch länger dauern wird.
- Die Bahn ist weiterhin das beste Verkehrsmittel für unser Unternehmen. Denn auf den langen Strecken (Ost- und Norddeutschland, Holland, Italien, Schweiz), ist der Zeitverlust im Auto jenseits von gut und böse. Im Gegenteil, Sie gewinnen im Zug sogar Zeit, denn jemand anderer fährt für Sie.
- Flugreisen werden nach wie vor vermieden. Wenn Flüge unumgänglich sind (z.B. in die USA wie Anfang 2020), werden die entstehenden Emissionen kompensiert.
- Mein Mann will sich für die Last Mile vor Ort noch ein Klapprad zulegen, denn oft sind unsere Kunden oder die Hotels nicht direkt in der Nähe des Bahnhofes. Derzeit geht er oft zu Fuß, mit dem Klapprad ist vor Ort bessere Mobilität gegeben. Das Klapprad kann ohne Aufpreis im Zug transportiert werden.
- Nach Wien fahren wir nicht mehr mit dem Auto, selbst wenn wir etwas zu transportieren haben. Die letzte Stau-Reise hat mir gereicht, denn der Zeitverlust quer durch Österreich ist enorm und der Zug ist wesentlich schneller.
- Im Dorf sind wir seit diesem Jahr nur mehr zu Fuß oder mit dem Fahrrad unterwegs. Einzig den recyclebaren Müll bringen wir – wenn wir zu anderen Terminen unterwegs sind – mit dem Auto zur drei Kilometer entfernten Sammelstelle. Als Alternative werden wir in einen Fahrradanhänger investieren. Da der Bauernmarkt in der Nähe der Sammelstelle liegt, können wir den lokalen Einkauf mit dieser Fahrt gleich kombinieren.
Fazit: Veränderung ist möglich
Jeder kleine Schritt trägt zur Vermeidung von CO2-Emissionen bei und hält noch dazu fit. Das größte Hindernis ist man selbst, denn im Endeffekt sind diese Veränderungen keine Meisterleistung oder Raketenwissenschaft – oft ist es nur die eigene Bequemlichkeit.
Mein liebster Vorteil: Durch das kleinere Auto haben auch unsere Pflanzen in der Garage endlich einen Platz gefunden. Wie sieht Ihre Veränderung in Sachen Mobilität aus?
Ich wünsche Ihnen einen guten Start in den Herbst! Bleiben Sie gesund!
Beste Grüße,
Ihre Marlene Buchinger